Dez

2015

1952-1955: Otto Lummitzsch

Er war der Gründervater der Technischen Nothilfe und des Technischen Hilfswerks.

Am 10. Februar 1886 wurde Lummitzsch in Leipzig-Plagwitz geboren.

„Wie notwendig, ja unentbehrlich das THW im Rahmen der Schutzeinrichtungen für Leib und Leben, für Hab und Gut der Bevölkerung“ ist, betonte Lummitzsch immer wieder. Ohne Otto Lummitzsch und der bereits 1919 in der Weimarer Republik geborenen Idee, eine solche Hilfsorganisation aufzubauen, würde das THW heute nicht auf eine mehr als 60-jährige erfolgreiche Geschichte zurückblicken.

Lummitzsch in Uniform sitzend

Lummitzsch als Freiwilliger 1911 beim Pionierbatallion 5

 

Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges arbeitete er als Architekt und Bauingenieur, bevor er sich nach Kriegsende in den Dienst der Gardekavallerie-Schützendivision Berlin stellte. Während dieser Zeit entstand der Gedanke, ein Schutz- und Sicherheitsorgan auf freiwilliger Basis zu gründen. Unter dem Namen „Technische Nothilfe“ (TN) leitete Lummitzsch ab 1919 diese staatliche Freiwilligenorganisation. Noch im gleichen Jahr wurde die Zuständigkeit der TN dem Reichsinnenministerium übertragen. In der Zeit des Nationalsozialismus fiel die TN der Gleichschaltung zum Opfer und Lummitzsch wurde 1934 als Leiter abgesetzt, da er sich weigerte sich von seiner halbjüdischen Frau zu trennen.

Lummitzsch12

Lummitzsch als Leiter der Technischen Nothilfe ca. 1930

 

16 Jahre später – im Jahr 1950 – in der Zeit des Wiederaufbaus und der spärlich vorhandenen Strukturen des Bevölkerungsschutzes, erging ein erneuter Aufruf zum Aufbau einer Hilfsorganisation an Lummitzsch. Der damalige Bundesinnenminister Gustav Heinemann vereinbarte am 22. August 1950 gemeinsam mit Otto Lummitzsch die Aufstellung eines zivilen Ordnungsdienstes. Das war die Geburtsstunde des THW.

Fragen nach Ausbau, Ausrüstung und Ausbildung der Freiwilligen prägten die Anfangsjahre des THW. Im Jahr 1952 stieg die Anzahl der Helfer auf 3.000 Personen an, ein Jahr später zählte man bereits 40.000 Mitwirkende. 1953 erhielt das THW nach Erlass des Bundesinnenministeriums die Rechtsform einer Bundesanstalt mit Lummitzsch als ihrem ersten Direktor.

Einsätze im In- und Ausland ließen nicht lange auf sich warten: Die Springflut in den Niederlanden 1953 markierte den ersten bedeutenden Auslandseinsatz, hier unterstützten die THW-Kräfte die Sicherungs- und Bergungsarbeiten. Als erster großer Einsatz im Inland ist die Hochwasserkatastrophe 1954 in Bayern in Erinnerung geblieben. Aufgabe des THW war es damals, sich an der Rettung und Bergung sowie beim Abdichten von Dämmen zu beteiligen. Stets im Fokus, die Zusammenarbeit mit Feuerwehr, Hilfsorganisationen und Polizei.

Lummitzsch am Einsatzort

Lummitzsch vor Ort im Einsatz Hochwasser Bayern 1954

 

In der ersten Ausgabe der Zeitung „Das Technische Hilfswerk“ von August 1954 umriss Otto Lummitzsch die Aufgaben des THW. Er nannte es „eine Selbstorganisation des deutschen Volkes“ mit Aufgaben in den Bereichen der technischen Hilfe und der Beseitigung öffentlicher Notstände. Das Aufgabenspektrum hat sich seither kontinuierlich erweitert, die Grundsätze sind geblieben.

Otto Lummitzsch Portrait

Am Montag, dem 18. April 1955, fand die letzte Tagung der Landesbeauftragten unter der Leitung von Direktor Lummitzsch in Koblenz statt.

Nach der Vorstellung seines Nachfolgers Alexander Löfken umriss Lummitzsch in einer längeren Rede seine Zukunftsvorstellungen vom THW.

Er sah die von ihm und allen seinen Mitstreitern aufgebaute Organisation voll integriert in den Katastrophenschutz der Bundesrepublik Deutschland, basierend auf den Schwerpunkten Bergung, Instandsetzung und Entgiftungsdienst, dem späteren ABC-Dienst. Er betonte die Wichtigkeit eines guten Zusammenarbeitens mit allen anderen Verbänden und Organisationen und warnte vor einer zu großen Belastung der Helfer in den Ortsverbänden durch zu viel Verwaltung .

Gewissermaßen als Abschiedsgeschenk, überreichte der scheidende Direktor den Landesbeauftragten die ersten Exemplare des neuen Handbuches des Technischen Hillswerks, das die Reihe der kleinen blauen Ausbildungsunterlagen und Nachschlagewerke eröffnete.

Unbenannt-36

Verleihung des Bundesverdienstkreuzes Koblenz 1955

 

Die Abschiedsfeier fand um 16 Uhr im großen Saal des Rathauses in Koblenz statt. Vor den zahlreichen Gästen, unter ihnen der Minister für Finanzen und Wiederaufbau des Landes Rheinland-Pfalz, Dr. Nowack, und Ministerialdirektor Egidi vom Bundesministerium des Innern, würdigte der Bundesminister des Innern, Dr. Gerhard Schröder, das zweifache Lebenswerk – die Technische Nothilfe und das Technische Hilfswerk – des im siebzigsten Lebensjahr stehenden Schöpfers beider Organisationen.

Äußerer Höhepunkt der Feier war die Aushändigung des Großen Verdienstkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland durch den Bundesminister des Inneren.

Mein Vater mit seinen beiden Töchtern

Im Ruhestand – Lummitzsch mit seinen Töchtern ca. 1960 in Bonn

 

Am 9. Dezember 1962 verstarb der Gründer des THW im Alter von 77 Jahren in Bonn. Viele THW-Helfer gaben Ihm das letzte Geleit.

Nach der Trauerfeier gaben Helfer das Ehrengeleit zum Grabe

Trauerfeier am Bonner Südfriedhof

 

Otto Lummitzsch war ein begeisterter Jäger – so blies ein Jäger zum Abschied „Jagd vorbei“.

Grabmal

Das Grabmahl von Otto Lummitzsch und seiner Frau befindet sich auf dem Bonner Südfriedhof / Abt. 19 – 205+206.