Dez

2015

MAN, 7t gl KAT 1 6×6, LKW-Ladekran

MAN, 7t gl KAT 1 6×6, LKW-Ladekran 10m/to

Dieses Fahrzeug befindet sich zur Restaurierung im Ortsverband Nabburg.

Technische Daten Fahrzeug:

Hersteller: MAN (Maschinenfabrik Augsburg Nürnberg)
Typ: 7 t MIL GL 6×6
Baujahr: 1981
Leistung: 235 kW (320 PS)
Länge: 8900 mm
Breite: 2500 mm
Höhe: 3550mm
Leergewicht: 12920 kg
Gesamtgewicht: 19100 kg
Anhängerlast: 18000 kg

Sitzplätze: 1/2

Technische Daten Ladekran:

Hersteller: Palfinger
Typ: PK 11000
Baujahr: 1997
Abstützung: 2 Fach – waagerecht – senkrecht

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THWhS Fahrzeug noch im LV-Landeslager Ahrbergen 2013

 

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LKW-Ladekran unrestauriert an der BuS Hoya 2014

 

Allgemeine Fahrzeuggeschichte:

Die MAN-Serie, eingeführt unter der Bezeichnung mil gl (für militarisiert geländegängig), befindet sich in allen Teilstreitkräften der Bundeswehr im Einsatz. Die Militarisierung umfasst dabei einen von der normalen Beleuchtung getrennten Tarnlichtkreis (Tarnlichtscheinwerfer vorn, Tarnrück- und Bremsleuchte sowie das Leitkreuz), militärische Anordnung der Instrumentierung mit Tarnmöglichkeit, einen Not-Aus-Schalter zum Abschalten der Stromversorgung, eine Dachluke mit Drehringlafette und Gewehrhalterungen. Die Fahrzeuge zählen zur Kategorie I (KAT I) der militärischen Sonderentwicklungen und sind somit vollgeländegängig. Die Fahrzeuge der Nutzlastklasse 5 t, 7 t, 10 t KAT I gehören zur zweiten Generation (Rad-Folgegeneration) und mit der Kennung KAT I A1 zur erweiterten Folgegeneration.

Alle LKW der Serie sind im Baukastensystem aufgebaut. So bestehen alle Fahrzeuge aus einem extrem verwindungssteifen Leiterrahmen mit geschlossenen Kasten-Längsträgern und verschweißten Rohr-Querträgern, ausgestattet mit hochbeweglichen Achsen, die über Schraubenfedern mit dem Rahmen verbunden sind. Der Motor sitzt im Frontlenkerfahrerhaus, das durch eine Zwischenwand in Fahrer- und Motorraum geteilt wird.

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MAN KAT 1 mit Waffensystem LARS 2

Als Besonderheit ist der Motor hinter dem Fahrerraum eingebaut und nicht wie bei anderen Frontlenkern darunter. Dadurch konnte eine Höhe über Führerhaus von knapp 2,9 m realisiert werden, was die Verladung auf Standard-Eisenbahnwaggons ermöglicht. Um das Lichtraumprofil der Eisenbahn einzuhalten, wurden die oberen Seitenkanten des Fahrerhauses charakteristisch abgeschrägt.

Der Motor gibt seine Leistung über Wandlerschaltkupplung, Schaltgetriebe und das Verteilergetriebe auf die Vorder- und Hinterachse(n) ab. In der ersten Baureihe KAT I bilden diese drei Komponenten eine Einheit und sind somit ein Sonderbauteil. Für die späteren Baureihen KAT I A1 werden günstigere Großserienteile aus der laufenden LKW-Produktion verwendet. Damit ließ sich auch die Anzahl der Gänge von 6 auf 16 erhöhen, was die theoretische Höchstgeschwindigkeit von 90 auf rund 130 km/h steigert. Bei der üblicherweise gefahrenen Geschwindigkeit von 80 km/h reduziert sich somit die Motordrehzahl erheblich, was den Kraftstoffverbrauch senkt.

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MAN KAT 1 mit Artillerieraketensystem LARS 2

Die beim THW übernommenen Fahrzeuge dienten ursprünglich als Basisfahrzeug für das Raketenwerfersystem LARS (Leichte Artillerieraketensystem).

Die siebziger Jahre sind in der Minenausstattung der Bundeswehr auch Vorbote des Übergangs zu einer deutlich veränderten Minenkriegführung. Nach Entwicklungsarbeiten, die bis in das Jahr 1956 zurückreichen, führt die Bundeswehr 1970 ein Waffensystem ein, das in den folgenden Jahren den Minenkampf in der Bundeswehr deutlich beeinflussen sollte: Den Mehrfachraketenwerfer LARS, das Leichte Artillerie-Raketen-System.

Die Waffenanlage bestand aus zwei Rohrpaketen a. 18 Rohren und wurde ursprünglich auf dem dreiachsigen Fahrgestell Magirus-Deutz 178 montiert. Ab ca. 1980 erfolgte die Umrüstung auf die verbesserte Ausführung LARS 2 auf den Fahrzeugtyp MAN 7to. 

Bis zum Jahre 1972 laufen bei der Bundeswehr insgesamt 209 Werfer zu, die mit je 36 Abschussrohren ausgestattet sind. Jeweils 4 Werferfahrzeuge waren zu einem Werferzug zusammengeschlossen. Neben dem Werfen von Nebelmunition konnte auch Splittermunition verschossen werden. Des weiteren konnten Minensperren mit einer Breite von 1500 Meter und 500 Meter Tiefe gebildet werden. 

Diese Werfer kosteten 77,2 Mio. DM (Deutscher Bundestag, 1995e, S.9). Raketen zum Verschuß von Splitter- und Nebelgefechtsköpfen wurden als erste beschafft. 

Nicht zuletzt die vergleichsweise geringe Reichweite von 14 km und die relativ aufwendige und personalintensive Auftragsdurchführung führte zur Umrüstung der LARS-Einheiten. Ihnen wurde der Raketenwerfer MARS (Mittleres Artillerieraketensystem) zugeführt. Mitte der 1990er Jahre waren noch die jeweils zweiten Batterien der Raketenartilleriebataillone mit LARS ausgestattet.

Die letzten Werfer dieses Typs wurden am 19. April 2000 bei der 2./Raketenartilleriebataillon 150 außer Dienst gestellt. Die letzten scharfen Schüsse waren im Winter zuvor auf dem Truppenübungsplatz Munster abgefeuert worden.

Individuelle Fahrzeuggeschichte: 

Nach Auflösung der Waffensysteme LARS 2 wurden ca. 120 der Fahrzeuge für eine weitere zivile Nutzung an das THW übergeben.

Das THW verfasste ein Lasterhaft, wonach am Heck der übernommenen Fahrzeuge ein großer Faltladekran mit 21 t Hubvermögen gefordert wurde. Damit sollte das Fahrzeug und ein Anhänger mit Sandsäcken oder Pontons beladen werden.

Nach der Ausschreibung erhielten die Odenwaldwerke in Rittersbach (OWR) den Zuschlag. Für die Erprobung wurden 3 Stück KAT 1 Pritschenfahrzeugen 7to 6×6 (mit verkürzter Pritsche) der Bundeswehr mit einem Kransystem der Firma Palfinger bestückt und der THW-Schule Hoya übergeben.

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MAN 7to 6×6 LKW-Ladekran Prototyp mit voll ausgefahrenem Palfinger Ladekran 10mt

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MAN 7to 6×6 LKW-Ladekran Prototyp mit verkürzter, originaler Bundeswehrpritsche

Bei den weiteren von der Bundeswehr übernommenen Fahrzeuge wurde dann der Rahmen verlängert und mit neuer Pritsche sowie glatten Alu-Bordwänden versehen. Der Palfinger-Ladekran wurde wie bei den Prototypen geplant heckseitig angebaut hatte aber nun 11mt oder 19mt. An den Ladekran können noch weitere Zusatzgeräte wie z.B. Zweischalengreifer, Mehrschalengreifer und Palettenladegabel montiert werden.

Alle Fahrzeuge mit Ladekran kamen bei den THW-Fachgruppen Wassergefahren (11mt) und Ölschaden (19mt) sowie Brückenbau (19mt) zum Einsatz.

 

Bildquelle: Bundeswehr, Wikipedia, THW