Nov

2014

Jürgen Kardel: Einsatz in Goma / Zaire

Tagebuch von Jürgen Kardel über seinen THW Einsatz in Goma / Zaire

(6. Einsatzteam 09.12.1994 bis 09.01.1995)

17.11.1994

Morgens um 09:00 Uhr bekomme ich einen Anruf vom THW-Landesverband Bremen: „Herr Kardel, eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute: Sie sollen nach Goma/Zaire zum Auslandseinsatz, die schlechte: es geht über Weihnachten und Neujahr.“

Nach Rücksprache mit meiner Familie gibt diese ihr o.k.

18.11.1994

Die ersten Vorbereitungen treffe ich heute, zum Stadtamt Bremen fahren und einen neuen internationalen Führerschein ausstellen lassen. Danach zum Hafenarzt, eine Tropentauglichkeitsuntersuchung und die ersten Impfungen werden vorgenommen. Gegen Mittag dann noch zum Röntgenarzt und die Lunge röntgen lassen.

20-22. und 24.11.1994

Damit ich gegen Typhus geimpft sein werden kann, muss ich morgens eine Kapsel Typoral einnehmen.

25.11.1994

Wieder zum Hafenarzt und weitere bzw. ergänzende Impfungen empfangen.

09.12.1994

Um 06:00 Uhr holt mich ein hauptamtlicher Kraftfahrer des LV Bremen ab und bringt mich zur THW-Bundesschule nach Hoya. Nachdem ich noch ein Frühstück einnehmen kann, beginnt um 08:00 Uhr der Vorbereitungslehrgang „Auslandseinsatz Goma“. Nach einer kurzen Begrüßung durch eine Lehrkraft der THW-Schule stellt sich das Erste Team des 6. Einsatzmoduls vor. Um 10:00 Uhr nehmen wir an einem Vortrag „Länderkunde“ durch einen Mitarbeiter der Deutschen Stiftung für Internationale Entwicklung (DSE) teil. Wir erfahren etwas über Ruanda und Zaire.

Unser Einsatzort Goma liegt etwa 1,5° südlich des Äquators in Zaire (Zentral Afrika) auf einer Höhe von ca. 1.500 m über Normal-Null. Es ist eine vulkanische Landschaft mit mehreren kleinen und großen Erdbeben im Jahr. Goma liegt direkt am Kivusee (dieser ist ca. fünfmal so groß wie der Bodensee) und ist von Vulkanen und Bergketten (Mitumba-Gebirge, bis zu 4000 m hoch) umgeben.

Es wird kurz auf die Geschichte Ruandas eingegangen. Gründung um 1.000 durch Pygmäen. Dann weitere Besiedlung durch Tutsi und Hutus. Im 1900 Jahrhundert deutsche Kolonie. Nach dem 1. Weltkrieg wird es belgisch Kongo und 1962 in die Unabhängigkeit entlassen. Seitdem haben immer wieder Kriege bzw. ethnische Säuberungen stattgefunden. Im April 1994 starben bei der letzten Säuberung ca. 500.000 Ruander.

Nach dem Mittagessen sehen wir eine Diashow über Ruanda.

Nachmittags empfangen wir unsere Tropenkleidung. Schuhe und Tropenanzug haben die richtige Größe, jedoch der Tropenhut ist 6 Nummern zu groß und die THW-T-Shirts haben nur die Größe L.

Eine weitere Diashow zeigt uns die Stadt Goma. Ein Ausbilder der THW-Schule (vor vier Wochen aus Goma zurückgekehrt) zeigt sie uns.

Um 18:30 Uhr bekommen alle diejenigen, deren Impfung noch nicht abgeschlossen ist, ihre letzten Impfungen. Diese werden von einem Arzt des Auswärtigen Amtes im Rahmen der Amtshilfe durchgeführt. Anschließend ist für die THW-Helfer Freizeit angesagt.

10.12.1994

Um 08:00 Uhr geht der Vorbereitungslehrgang Goma weiter. Bis 11:00 Uhr bekommen wir vom Auswärtigen Ärztlichen Dienst eine psychologische Vorbereitung. Wir hören, dass es in Goma eine andere Lebenssituation gibt als wir es von Deutschland her kennen. Man muss sich Mental darauf einstellen, dass es in Goma und Umgebung immer noch zu Schießereien, Mord und Raub kommen kann. Ist man z. B. in einen Unfall verwickelt, auf keinen Fall anhalten und Hilfe leisten! Weiterfahren und über Funk den Einsatzleiter im THW-Camp informieren. Das ist für uns Helfer etwas neues, aber man gibt uns auch eine Begründung. Die Afrikaner verhalten sich ganz anders als wir Deutschen. Man kann nach einem Unfall, zumal wenn es Verletzte oder gar Tote gegeben hat, sehr schnell von der Bevölkerung geschlagen oder sogar erschlagen werden. Der Arzt berichtete von einem Vorfall, wo er auf der anderen Straßenseite einem offensichtlich hilfsbedürftigen Kranken helfen wollte. Der Soldat aus Zaire, der ihn begleitete sagte: „Du kannst ihm helfen, aber nur mit meiner durchgeladenen Kalaschnikow und dafür musst Du mir 80 US-Dollar geben“. Man soll auch Kindern oder anderen Erwachsenen keine Geschenke machen (Lebensmittel, Kleidung o. ä.). Sie haben es nicht lange, da sofort andere ihn berauben, notfalls auch mit brutaler Gewalt. Intimkontakt sollte unbedingt vermieden werden. Sehr viele der Prostituierten und ein großer Teil der Bevölkerung haben AIDS.

Von 11:00 bis 12:00 Uhr haben wir Gelegenheit, in Hoya die letzten Dinge einzukaufen.

Nach dem Mittagessen wird das Einsatzteam von den Lehrkräften nochmals in Geräte und Anlagen eingewiesen.

Ich gehöre zu der ersten Gruppe von 14 Helfern, die an der Trinkwasseraufbereitungsanlage (TWA) „Berkefeld“ eingewiesen werden. Der Kurzdurchlauf beinhaltet kurz das Aufstellen der gesamten Anlage und die Bedienung der Filterbehälter. Es ist sehr kalt und zu allem Überfluss regnet es dann auch noch den ganzen Nachmittag. Um 16:30 Uhr ist Schluss. Man macht sich ein wenig frisch und wartet auf das Abendessen um 17:00 Uhr. Um 17:30 Uhr schon wieder im Lehrsaal, die Reisekostenabrechnung wird erledigt. Anschließend eine Diashow der THW-Leitung über das THW Camp in Goma.

11.12.1994

Gleich morgens Einweisung in die TWA „Krupp“, dann „TW 30“ und Tragkraftspritze TS 8/8. Im Technischen Bereich dann nochmals die THW-Tauchpumpentypen.

Mittagessen, danach das Gepäck verladen und Freizeit.

Um 16:00 Uhr Abendessen, um 16:30 Uhr in den THW-Bus und Fahrt nach Bremen zum Flughafen. Dort kommen wir gegen 17:30 Uhr an. Es ist kalt und windig, 18:00 Uhr, im Saal 1 des Flughafenrestaurants versammeln wir uns alle.

Der LV Bremen gibt Getränke aus und zum Abschied gibt es noch einige Worte des Abschieds.

19:00 Uhr ab zum Duty-free-Shop. Hier können die Helfer noch mal zollfrei einkaufen. Ich verabschiede mich von der Familie und das Warten bis 20:30 Uhr beginnt. Dann endlich der Aufruf und es geht nun zur Chartermaschine, die uns nach Goma bringen soll.

Bild 1

Im Cockpit der Illjuschin -18

21:00 Uhr hebt die Maschine vom Bremer Flughafen ab. Es ist eine Illjuschin 18, Baujahr 61. Die Illjuschin ist eine viermotorige Propellermaschine und dementsprechend laut. Es wird sehr schnell warm in dem Flieger. Nach dem Abendessen an Bord ist an Schlaf kaum zu denken. Dennoch schaffe ich es irgendwie, zwischendurch immer wieder ein bisschen einzudösen. Der Flug geht über die Tschechei, Bulgarien, Türkei und Ägypten.

12.12.1994

Um kurz vor 04:00 Uhr morgens Zwischenlandung in Assuan (Ägypten). Die Maschine muss aufgetankt werden. Wir haben 11° C draußen und können uns vorm Flugzeug die Beine vertreten. Zwei ägyptische Soldaten bewachen uns mit ihren Gewehren, fotografieren streng verboten. Gegen 05:00 Uhr geht es weiter Richtung Goma. Es ist mittlerweile hell geworden und man kann die Wüste sehen. Da, wo ein Fluss fließt, ist es auch gleich ein paar hundert Meter rechts und links vom Flusslauf grün.

Um 10:38 Uhr überfliegen wir den Äquator und landen dann kurz nach 11:00 Uhr auf den Airport in Goma. Wir stellen nun die Uhr eine Stunde vor auf Ortszeit. Die LKW des THW kommen, die Mannschaft, die heute nach Deutschland fliegt, ist schon anwesend. Wir stehen auf dem Rollfeld und warten auf die Passkontrolle und Zollabfertigung. Dann erfahre ich, dass bei der Landung des Flugzeugs ein Reifen hinten links und innen geplatzt ist. Ich sehe mir den Reifen an, er ist rundherum geplatzt.

Interessant ist, dass sich gleich neben dem Rollfeld und der Landebahn viele Kinder und Jugendliche aufhalten. Einige THW-Helfer fotografieren trotz der Gefahr, entweder die Kamera abgenommen zu bekommen oder dass günstigenfalls nur der Film aus dem Fotoapparat genommen wird. So geschieht es auch einem heimreisenden THW-Helfer. Ein Polizist nimmt die Kamera und entfernt den Film. Der Helfer kann froh sein, den Fotoapparat wieder zurück zu bekommen!

Dann fahren auch wir gegen 12:30 Uhr Richtung THW-Camp nach Goma. Wir werden im Camp recht freundlich empfangen. Als wir nämlich am Wasserturm vorbeifahren (hier werden die Wassertankwagen vom THW mit Wasser befüllt) erreicht uns auf der Ladefläche des LKW-Kippers eine volle Wasserdusche. Es ist die obligatorische Gomataufe!

Bild 2

Das THW-Camp im Hafen von Goma

Nun wird das Gepäck entladen und zu Mittag gegessen. Anschließend Rundgang, die einzelnen Stationen im Camp werden uns gezeigt, damit wir wissen, wo was ist.

Danach die offizielle Begrüßung des derzeitigen Teamleiters Walter Ulrich.

Es ist warm hier (24° C) und ich nutze die Gelegenheit, einige Fotos zu machen. Einige Frauen wollen nicht fotografiert werden, andere stellen sich in Pose. Die Kinder wollen immer fotografiert werden. Ein kleines Mädchen, so um die 8 Jahre,will mir einen rund drei cm kleinen Krebs für 15 US-Dollar verkaufen, ich lehne dankend ab. Dann gehe ich noch für eine Stunde ins Zelt der Einsatzleitung und lasse mir die Kommunikationsgeräte zeigen und erklären.

Nach dem Abendessen schnell duschen. Dann kommt gegen 19:00 Uhr der deutsche „Botschafter“ ins Camp. Er ist Vorsitzender des deutschen Koordinierungsbüros Goma vom Auswärtigen Amt.

Bild 3

Das THW-Camp im Hafen von Goma

Er hält selbstverständlich eine kurze Rede, das allgemein übliche bla, bla. Nun ist es 20:00 Uhr, ich schreibe gerade mein Tagebuch. Anschließend geht es ins „Wohnzelt“, eine Dose Bier trinken und dann schlafen gehen.

13.12.1994

Um 05:30 Uhr war heute, wie auch in den nächsten Wochen, wecken. Nach der Morgentoilette geht es zur Küche zum Frühstück.

Um 06:45 Uhr ist dann das tägliche „Guten Morgen“ des Einsatzleiters zu vernehmen. Der Einsatzleiter (EL), Campleiter (CL) und Technische Leiter (TL) geben ihre Aufträge für den Tag bekannt.

Um 07:00 Uhr bin ich in der Einsatzleitung. Nun bekomme ich eine eingehende Einweisung in unsere Telekommunikations-mittel. Ich mache mir Notizen, da ich Sonntag und Montag alleine diese bedienen muss.

Am Vormittag kann ich über Pactor (Pactor ist eine digitale Betriebsart im Amateurfunk) meine erste Kurzwellen-Verbindung mit der Polizeihauptfunkstelle in Swisttal/Deutschland herstellen. Auf einem Laptop kommt die geschriebene Nachricht aus Bonn zu uns. Ich tippe die Antwort in den Laptop und meine geschriebene Nachricht kommt dann in Bonn auf deren PC zum Lesen.

Am Nachmittag bekommen wir einen Anruf über unsere Satcom-Anlage von der THW-Leitung (die Satellitenkommunikation ist eine über einen Satelliten hergestellte Telefon- / Telefaxverbindung zwischen zwei Bodenstationen).

Ich telefoniere zum ersten Mal über eine Satcomverbindung. Nachmittags schicke ich dann auch noch eine Nachricht per Fax über die Satcom-Anlage zu einer Firma nach Deutschland.

Über Kurzwelle bekommen wir auch Nachrichten / Informationen direkt von den Transall-Maschinen der Bundesluftwaffe. Der Pilot gibt uns z. B. seine voraussichtliche Landezeit in Goma bekannt und sonstige Angaben, wie z.B. die Treibstoffmenge, welche er zum Auftanken seines Flugzeugs benötigt. Heute kommt die Transall von Nairobi und soll gegen 10:30 Uhr in Goma landen. Sie benötigt 3 t Treibstoff und einen Gabelstapler zum entladen.

Heute ist es nicht ganz so heiß wie gestern. Der Himmel ist bedeckt und am späten Nachmittag haben wir unseren Regenschauer.

Bild 5

Flüchtlingscamp Agape

Um 19:30 Uhr ist das abendliche Briefing mit allen Führungskräften in der Einsatzleitung, wir Funker müssen auch dabei sein. Nachdem das Briefing beendet ist, haben die Helfer die Möglichkeit, nach Deutschland zu telefonieren (jeder Helfer darf einmal in der Woche kurz mit seiner Familie in Deutschland telefonieren).

14.12.1994

Jetzt ist es 11:30 Uhr Ortszeit und ich sitze im Zelt der Einsatzleitung. Es hat sich bis jetzt nichts ereignet. Wir haben einen neuen Mitarbeiter bekommen, er heißt Lucas und kommt aus Ruanda. Lucas hat in Deutschland Nachrichtentechnik studiert und soll uns bei der Arbeit unterstützen.

Im Zelt der Einsatzleitung haben wir z. Z. 32° C.

Ich möchte die Gelegenheit nutzen und einige „Camp-Rituale“, die wir ständig ausführen müssen, beschreiben.

Hygiene wird hier ganz groß geschrieben und ist auch notwendig. Grundsätzlich muss man beim Verlassen des Camps am Ausgang sich die Hände desinfizieren, mit Seife abwaschen und nochmals desinfizieren. Beim Betreten des Camps wieder das gleiche Ritual. Geht man auf Toilette, sprüht man den Klodeckel mit Desinfektionsmittel ein, wischt es mit Papier trocken und macht sein „Geschäft“. Ist man fertig, wird der Klodeckel mit Desinfektionsmittel wieder eingesprüht.

Die Tier- und Pflanzenwelt in Goma ist nicht ungefährlich. Hier gibt es Ameisen, die einen roten Querstrich vorn und hinten am Körper haben. Diese sind giftig bzw. sollen beißen. Dem Leiter unserer Wasser-Tankerflotte des Vorteams krabbelte z. B. am Hals hinten eine solche Ameise. Er hatte dann einen rund 10 cm langen und 5 mm breiten Striemen. Diese Wunde war anfangs auch sehr schmerzhaft.

Zum anderen haben wir heute ein Tier gesehen, es ist rund 4 mm lang und sieht aus wie ein Miniskorpion. Lucas sagte uns, dieses Tier gibt es nur in Zaire und ist sehr gefährlich. Es hinterlässt eine Art Säure beim laufen auf dem Körper und die Haut wird verätzt.

Am Standort der TWA gibt es eine Art Pusteblume, die aber mit Stacheln besetzt ist. Die Stacheln haben Widerhaken und setzen sich in der Kleidung fest.

15.12.1994

Am ganzen heutigen Tag ergeben sich keine besonders erwähnenswerten Ereignisse.

Um 18:30 Uhr kommt dann noch eine Message über Pactor.

Zwei von Deutschland nach Nairobi versandte VW-Kübelwagen, auf die wir schon seit Tagen warten, sind in Nairobi angekommen. Die THW-Leitung merkt an, dass Oberstleutnant Pleiner von der Bundesluftwaffe, Koordinator der Bundeswehr in Nairobi, nicht in der Lage und „wohl auch nicht zuständig“ ist, die PKW mit einer Transall nach Goma zu verfrachten. Die Zollformalitäten für das THW kann er auch nicht erledigen. Das THW Goma soll einen Beauftragten schicken, der den „Verwaltungskram“ erledigt. Anschließend sei die Luftwaffe bereit, in Rahmen bestehender Möglichkeiten, eine Weiterleitung nach Goma vorzunehmen, wobei ja bekannt ist, dass die Maschinen der Luftwaffe vom UNHCR disponiert werden. Diese Nachricht schlägt wie eine Bombe ein!

1. Wir haben nur noch 28.000 US-Dollar. Die angeforderten 50.000 $ kommen wohl erst  am 10.01.1995, da in Bonn Kassenschluss ist!!!

2. Die Verantwortung wird hier ganz klar von der THW-Leitung nach Goma verlegt. Wir sind der Meinung, dass von Bonn aus aber durchaus die Möglichkeit bestehen würde, die Sache zu regeln.

Wir senden um 21:06 Uhr noch über Kurzwelle eine Nachricht nach Bonn und weisen darauf hin, dass die Fahrzeuge hier benötigt werden und der Einsatzauftrag bei Nichtlieferung gefährdet ist.

Zum anderen wird der Flugplatz Goma am Sonntag und Montag (18./19. Dezember) gesperrt werden, da die Japanische Armee zurückfliegt und der Airport für die großen Transportmaschinen der Japaner benötigt werden. Außerdem werden auch Ausbesserungsarbeiten an der Landebahn durchgeführt.

Bild 4

Flüchtlingscamp Kibumba mit rund 35.000 ruandischen Flüchtlingen

16.12.1994

Heute ist mein 42. Geburtstag. Beim täglichen Briefing um 06:45 Uhr gratuliert mir das Team und ich bekomme eine kleine handgeschnitzte Elefantenherde zum Geschenk.

Die Message von gestern Abend lag heute Morgen bei der THW-Leitung vor. Anscheinend hat man verstanden, was wir geschrieben haben. Das Auswärtige Amt ist mittlerweile eingeschaltet worden.

Wir testen die gelieferte Satcom-Anlage der SEEBA, da die derzeitige, geliehene Satcom-Anlage am Montag zurück nach Deutschland soll. Sonst ist nichts Nennenswertes vom heutigen Tag zu berichten.

17.12.1994

Ich habe nun die Aufgaben des „communication centers“ in der Einsatzleitung Goma ganz übernommen.

Habe heute Morgen über Kurzwelle eine Message an die Polizei-Hauptfunkstelle Swisttal für die THW-Leitung gesandt.

Bild 7

 

Einsatzleitung im THW-Camp

18.12.1994

Wiederum ist tagsüber nichts außergewöhnliches passiert.

Am Mittag ein Anruf von Oberstleutnant Ottmann vom deutschen Koordinierungsbüro, dass morgen die beiden THW-PKW mit zwei Transall-Maschinen aus Nairobi kommen.

Heute sind 1,6 t Fracht und Lebensmittel mit dem Flugzeug aus Deutschland gekommen.

Die japanische Trinkwasseraufbereitungsanlage wurde von uns übernommen.

Drei THW-Helfer, die vor Ort waren, kamen ganz groß heraus. Es waren mehrere japanische Fernsehteams da, die live berichteten. Als dann die japanische Armee in Reih und Glied standen, wollten sich unsere Helfer verdrücken. Doch der japanische Oberst holte sie zurück und stellte die THW-Helfer in die erste Reihe und das alles vor laufender Kamera!

Am Abend geben wir ein großes Grillfest. Die lokalen Mitarbeiter unseres Camps, die Guards sowie Gäste aus dem deutschen Koordinierungsbüro sind eingeladen. Unter ihnen ist auch ein Mitarbeiter aus dem Bundeskanzleramt. Es gibt reichlich zu essen und zu trinken (Rinderfilet, Südafrikanisches Bier, zairisches Bier und Coca-Cola).

So nun warte ich noch (es ist 20:25 Uhr) auf eine Pactor-Nachricht aus Deutschland. Es sollen für unsere Camp-Zeitung noch die neuesten dpa-Meldungen geliefert werden.

19.12.1994

Der heutige Vormittag war geprägt von der Abfahrt der 2. Hälfte des 5. Teams.

Die Kollegen packten ihre letzten Sachen zusammen und fuhren dann gegen 11:30 Uhr Richtung Flughafen. Ich war wieder alleine im Zelt der Einsatzleitung und habe zusätzlich noch die Aufgaben des Koordinators für unsere Trinkwasser-Tankfahrzeuge (diese beliefern die einzelnen Flüchtlingscamps mit dem aufbereitetem Trinkwasser) übernommen.

Gegen Mittag kommt dann Johannes Gerster (Landesvorsitzender der CDU Rheinland-Pfalz) mit rund einem Dutzend Journalisten in unser Camp am Kivusee. Man kann sich vorstellen, was im Lager hier los war. Die Delegation brachte den normalen Tagesablauf ordentlich durcheinander.

Durch die Übernahme der japanischen Trinkwasseranlage haben wir heute erstmals 3.027.000 Liter Trinkwasser produziert!

Bild 6

Trinkwasser-Zapfstelle St. Josef

Beim abendlichen Briefing wird ein THW-Kraftfahrer gesucht, der Johannes Gerster und die vier Journalisten nach Kigali (Hauptstadt von Ruanda) fahren soll. Ich melde mich. Doch eine Stunde später erfahre ich, dass nun doch ein Fahrer der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) fährt.

Mit der zweiten Hälfte unseres Teams ist heute ein Brief von meiner Familie hier angekommen. Ich war ganz überrascht, dass Post aus Deutschland für mich gekommen ist.

20.12.1994

Heute Morgen habe ich gleich zu Hause angerufen. Mein Sohn Stefan hat seinen vierten Geburtstag. Er war sofort am Telefon und hat mir aufgeregt berichtet, was er alles zum Geburtstag geschenkt bekommen hat.

Heute wieder ein ganz normaler Arbeitstag ohne bedeutende Ereignisse.

Die Presseleute und Johannes Gerster wollten eigentlich gegen 14:00 Uhr Richtung Kigali abreisen. Sie kommen aber erst um 15:00 Uhr weg, da ihr Sammelvisum nicht auffindbar ist.

Abends erzählt mir dann unser THW-Arzt eine Story, die kaum glaubhaft ist.

Hier in Goma grassiert zurzeit eine Epidemie von Kindermasern. Das Krankenhaus in Goma hat eine Impfaktion gestartet. Die beiden Ärzte des Krankenhauses können sich nicht einigen, welches die beste Impfmethode ist. Sie gehören verschiedenen Clans an. Der eine Arzt beauftragt drei Mörder, die den Kollegen umbringen sollen. Der Clan des getöteten Arztes heuern ebenfalls Killer an, die den anderen Arzt lynchen. Ein dritter Arzt lässt sich jede Impfung bezahlen und verschwindet dann auf nimmer Wiedersehen.

Kaum zu glauben, aber wahr.

21.12.1994

Heute Morgen fahre ich um 07:00 Uhr mit einem THW-Tankfahrzeug mit raus in die Flüchtlingscamps, um Trinkwasser auszuliefern. Wir haben die Westroute, also Kimbi, Himbi, Agape und Ecole Tongil. Die Flüchtlinge hausen immer noch in ihren einfachen Strohhütten, teilweise mit Kunststoffplanen des UNHCR überdeckt.

Die Menschen und Kinder dort sind trotz ihrer Armut und ihres Elends doch immer zu einem Lächeln bereit. Die Kinder betteln „Hello Mister give me Dollars“.

Da ich am Unterarm behaart bin. bekomme ich von den Flüchtlingskindern neugierige Blicke. Sie berühren mich kurz mit ihrem Finger am Unterarm und laufen dann weg. Auch streicheln sie meine Unterarme oder zupfen an den Haaren. „Mzungu, Mzungu“ rufen sie (häufig von den Kindern ausgerufen, um Aufmerksamkeit zu erhalten).

Im Camp Agape sind viele kranke Kinder. Ein etwa 4 bis 5 Jahre alter Junge hat am ganzen Körper die Krätze. Es sieht schlimm aus. Unser Arzt, der auch mitgefahren ist, sagte mir, dass er die Krätze in solch einem Extrem noch nie gesehen hat.

Durch das saubere Trinkwasser ist die Sterblichkeitsrate von 2 bis 4 Menschen pro 10.000 zurückgegangen (am Anfang des THW-Einsatzes waren es noch durchschnittlich 54 von 10.000 Menschen).

Heute Nachmittag soll die „Gerster Delegation“ aus Kigali zurückkommen. Die Reporter werden dann wieder das Lager in Beschlag nehmen und Unruhe mit sich bringen.

22.12.1994

Heute wieder ein ganz normaler Tag ohne besondere Vorkommnisse.

Abends um 19:00 Uhr fahre ich mit John noch zum Flughafen, um einen Helfer, aus Bukavo kommend, abzuholen. Über der Stadt ist der Vulkan des Nyiragongo herrlich am Nachthimmel zu sehen. Man sieht ein leuchtendes Rot, verursacht durch die Lava im Inneren des Kraters. Auch sind dicke Rauchwolken aus dem Krater zu sehen.

Es ist ein fantastischer Anblick.

23.12.1994

Heute gibt es nichts zu berichten, es ist ein ganz normaler Arbeitstag ohne besondere Vorkommnisse.

24.12.1994

Heute ist Heilig Abend und für uns ein normaler Arbeitstag von 07:00 bis 17:00 Uhr.

Im Aufenthaltszelt stehen zwei Tannenbäume.

Den ganzen Vormittag bin ich mit unserer Trinkwasser-Laborantin, dem TWA-Verantwortlichem und einem Dolmetscher im Camp Kibumba. Hier leben ca. 350.000 der rund 1,5 Millionen Ruandischen Flüchtlinge. Soweit das Auge reicht, sieht man die Strohhütten mit den grünen oder blauen UNHCR-Kunststoffplanen. Überall stehen die Frauen und Kinder nach Trinkwasser an.

Der Vulkan Nyiragongo ist am Vormittag sehr gut zu sehen, keine Wolken sind über den 3470 m hohen Vulkan.

Am Nachmittag dann wieder die normalen Arbeiten im Camp.

Nach dem Abendbrot haben wir uns entschlossen, für die Himbi-Schwestern eine Tombola zu veranstalten, deren Erlös ihnen zugutekommen soll. Mit Spenden sammeln wir 250 $.

Dann geht es um 19:30 Uhr in die Kathedrale von Goma. Da im Moment Stromausfall ist, ist es im Kircheninneren stockdunkel. Lediglich auf dem Altar steht eine kleine Neonlampe.

Mich durchläuft eine Gänsehaut, als die Orgel anfängt zu spielen, begleitet von dumpfen Trommeln und einem Chor, ich bin so gerührt.

Dann haben wir auch wieder Strom in der Kirche und man kann nun das Innere sehr gut ansehen. Die Kirche ist mit Steinen gemauert und hat ein Holzdach mit Holzplatten. Links und rechts sind Heiligenbilder an der Wand angebracht. Wieder singt der Chor mit Begleitung von Trommeln und der Orgel. Man kann dieses Erlebnis nicht beschreiben, man muss das alles live miterlebt haben. Es wird mit Sicherheit eine bleibende Erinnerung bleiben.

Bild 8

24.12.1994 – Weihnachten in Goma

Dann, nach zwei Stunden zurück ins THW-Camp. Mit den THW-Kollegen sitzt man dann bis Mitternacht im Zelt und feiert Weihnachten.

25.12.1994

Heute ist der erste Weihnachtstag und zumindest bis zum Mittag ein ganz normaler Arbeitstag für uns.

Ich fahre wiederum mit unserer Laborantin und einem Dolmetscher ins Lager Kibumba, um unsere Trinkwasser-Zapfstellen auf Chlorgehalt und einer eventuellen Keimbelastung zu untersuchen.

Diesmal fahren wir bis in den hintersten Winkel des Flüchtlingscamps, um auch die entlegenen Zapfstellen zu untersuchen. Mitten im Camp ist ein reger Betrieb. Hier befindet sich ein kleiner Markt, wo man Lebensmittel kaufen kann. Die Flüchtlinge holen sie sich aus Ruanda und kehren dann in die Flüchtlingscamps zurück, um ein Geschäft zu machen. In Goma kostet z.B. eine Ziege um die 20 US-Dollar, 20 km weiter im Flüchtlingscamp kostet sie dann schon 50 US-Dollar. Heute werden im Camp viele Rinder geschlachtet. Die Felle liegen in der Sonne zum Trocknen. Eine Schlachtung können wir live miterleben.

Auf dem Rückweg zum THW-Camp kommen wir dann auf einen Unfall zu. Wir sehen zuerst nur eine große Staubwolke. Als wir sofort anhalten, liegt auf der rechten Straßenseite ein ODA-Tankwagen (ODA:  Official Development Assistance oder Öffentliche Entwicklungszusammenarbeit, sie umfasst die Bereitstellung finanzieller (FZ), technischer (TZ) und personeller Leistungen (PZ) im Rahmen der öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit) umgekippt in der Böschung. Der Fahrer kommt aus seinem LKW geklettert. Wir fragen, ob alles o.k. ist und ob er einen Beifahrer hatte, den hatte er zum Glück nicht. Die Laborantin nimmt sich den Erste-Hilfe Kasten und verbindet dem ODA-Fahrer eine Platzwunde an der Stirn. Ich fahre auf einen naheliegenden Hügel, da ich von der Straße keine Funkverbindung zum THW-Camp habe. Ich berichte vom Unfall und fordere den Arzt an. Dann fahre ich wieder zur Unfallstelle und sichere sie ab.

Nach 25 Minuten trifft der Doc ein und muß nichts mehr machen. Die Wunde ist gut verbunden. Er nimmt den Fahrer vorsichtshalber mit zum THW-Camp, um weitere Untersuchungen durchzuführen (falls doch innere Verletzungen vorhanden sind). Einige einheimische Fahrer, die in Richtung Unfallstelle fahren, sind des Wahnsinns! Sie rasen den Berg runter, um Schwung zu holen, um auf unserer Seite wieder hoch zu kommen, nur oben ist eine scharfe links-rechts Kurve. Ich stelle mich dann auch zwei, drei Meter abseits unseres Fahrzeugs hin, um mich Notfalls in die Büsche zu schlagen – falls so ein wahnsinniger auf unser THW-Fahrzeug knallt. Ein Pickup mit rund 15 Einheimischen auf der Ladefläche, bekommt auch gerade noch die Kurve und ich rechne schon damit, dass er Kopfüber geht. Die Einheimischen fahren nicht vorausschauend, wie die ihren Führerschein gemacht haben, ist mir nicht klar.

Der ODA-LKW ist auf der rechten Seite am Führerhaus stark beschädigt. Mittlerweile ist auch der Chefmechaniker der ODA eingetroffen. Noch vor Ort klären wir, dass die Bergung durch die ODA selber übernommen wird und wir nicht weiter tätig werden müssen.

Nun haben wir nach dem Mittagessen den Rest des Tages frei, doch es regnet schon seit 13:00 Uhr. Heute Abend ist eigentlich Grillen angesagt, doch das wird wohl ins Wasser fallen, sodass die Köche doch wieder hinterm „Herd“ werden stehen müssen.

26.12.1994

Wieder gibt es vom heutigen Tag nicht nennenwertes zu berichten.

27.12.1994

Eigentlich wäre heute auch nichts zu berichten gewesen, doch pünktlich um 18:00 Uhr, zur Abendbrotzeit, bekommen wir ein Tropengewitter mit sintflutartigen Regenfällen. Der ganze Spaß dauert rund eine Stunde, mit dem Erfolg, dass das Zelt neben unserer Einsatzleitung halb zusammenbricht. Quer durch unser Aufenthaltszelt fließt ein rund 10 cm breites Rinnsal. Einige Schlafsäcke in den Unterkunftszelten werden durchnässt.

28.12.1994

Wieder ein ganz normaler Tag in der Einsatzleitung bei 36°C Mittagstemperaturen.

Vormittags wieder im Camp Kibumba, um die Zapfstellen zu überprüfen.

Dann, ab 11:00 Uhr, wieder an den Funkgeräten gesessen und den Sprechfunkverkehr abgehört.

Jetzt ist es 17:45 Uhr, habe gerade geduscht. Dann um 18:00 Uhr zum Abendessen und danach noch eben Wäsche in die Waschmaschine gegeben.

29.12.1994

Langsam schleicht sich die Routine ein, es gibt kaum etwas Neues und die Tage werden länger und länger. Noch 11 Tage und den Rest von heute, dann bin ich wieder zurück in Deutschland.

30.12.1994

Nun hat es mich auch erwischt, wie fast jeden im Camp auch.

Ich wache morgens mit Kopfschmerzen und einer Erkältung auf. Nach dem Mittagessen schlafe ich noch einmal fast drei Stunden. Um 18:30 Uhr, gleich nach dem Abendessen lege ich mich wieder aufs Feldbett.

31.12.1994

Die Erkältung beginnt langsam wieder abzuklingen, am Vormittag verschwinden die Kopfschmerzen.

Der Silvestertag ist für uns ein ganz normaler Arbeitstag, Dienst bis 17:00 Uhr.

Abends sitzen wir dann alle im Zelt, trinken etwas, aber auch nicht allzu viel, da morgen kein Feiertag für uns ist, sondern Arbeitstag.

Am Abend dann über den Kivusee ein einmaliges Schauspiel der Natur.

Erst ist Wetterleuchten über dem See zu sehen, dann sind es Blitze, die zwei bis drei Sekunden am Himmel stehen und sehr gut zu beobachten sind.

01.01.1995

Nun ist das Jahr 1995 angebrochen. Für uns ist heute erst um 07:30 Uhr wecken und Dienstbeginn um 09:00 Uhr.

Der Koch berichtet von seiner Stadtfahrt.

Er fährt zum Bäcker, um das tägliche Brot abzuholen. Am Straßenrand steht ein Junge und vor ihm ein Mädchen. Als sein VW-Syncro fast auf gleicher Höhe ist, schubst der Junge das Mädchen gegen seinen Wagen. Gott sei Dank ist aber dem Mädchen nichts passiert. Im Camp frage ich später einen Dolmetscher, warum der Junge das gemacht haben könnte. Die Erklärung ist, dass die Familie kein Geld mehr hat und man auf diese Weise versucht, ein paar Dollar zu bekommen. Wäre das Mädchen verletzt worden, hätte die Familie uns die Schuld am Unfall gegeben, Zeugen wären da gewesen und hätten gegen uns ausgesagt.

In der Nacht waren einige Schießereien zu hören. Der Dolmetscher sagt uns am Morgen, dass wohl marodierende Soldaten, die kein Alkohol oder kein Geld mehr für Alkohol hatten, die Einwohner ausrauben oder aber Geschäfte plünderten. Vielleicht hat aber auch die Polizei auf die Soldaten geschossen, um das zu verhindern. Auch sollen in der Nacht Panzer geschossen haben, um die Soldaten abzuschrecken.

Von den lokalen Mitarbeitern unseres Camps ist heute knapp die Hälfte nur erschienen. Es ist zum Jahreswechsel üblich, sich zu betrinken. Das kann dann auch schon mal drei Tage andauern.

02.03.01.1995

Es gibt nichts Besonderes zu berichten.

04.01.1995

Gestern Abend um 22:30 Uhr waren Schüsse und Artillerie an der Grenze zu Ruanda zu hören. Seit zwei Tagen ist die Grenze von ruandischer Seite aus geschlossen. Dort wird z. Z. eine neue Währung eingeführt. Wahrscheinlich versuchen die Flüchtlinge nachts von Zaire nach Ruanda zu gehen, um ihr Geld gegen die neue Währung einzutauschen. Wenn ihnen das nicht gelingt, sind sie auch noch mittellos. Wir nehmen an, dass die ruandische Armee die Grenzgänger abschrecken will.

06.01.1995

Da die Grenze seit Tagen dicht ist, ist auch die Versorgung der Flüchtlinge mit Lebensmittel nicht mehr 100% gesichert. Fuhren sonst LKW Lebensmittel von Ruanda nach Zaire, stehen diese jetzt auf ruandischer Seite und können nicht ausreisen. Es kann aufgrund der Versorgungsengpässe zu Unruhen in den Camps kommen.

07.01.1995

Es gibt nichts Besonderes zu berichten.

08.01.1995

Vorletzter Tag in Goma.

Heute habe ich einen freien Tag. Ich beginne meine Sachen zu verstauen und das Zelt aufzuräumen.

Abends große Abschiedsfete mit Grillen. Eine ruandische Folkloregruppe sorgt für Unterhaltung: sie singen, tanzen und spielen dazu auf Buschtrommeln. Es ist wieder mal ein einzigartiges Erlebnis, diese Folkloregruppe ist Spitze!!

Bild 9

Abschiedsabend 6. Einsatzteams am 08.01.1995 – Tanzdarbietung einer Folkloregruppe aus Goma

09.01.1995

Nun ist unser letzter Tag hier in Goma und es gilt Abschied zu nehmen. Gegen 10:00 Uhr fahre ich mit raus zum Flughafen, gegen 12:00 Uhr soll das Flugzeug aus Deutschland landen. An Bord die erste Hälfte des 7.Moduls. Doch typisch Afrika, das lange Warten beginnt. Es ist Mittag und weit und breit keine Maschine zu sehen. Wir ordern für uns Mittagsverpflegung, damit wir wenigstens etwas im Magen haben.

Unser Technischer Leiter kommt am Flughafen vorbeischauen. Er fährt allerdings die letzten 50 m vorm Flughafen verkehrt in die Einbahnstraße. Ein Polizist sieht das und verlangt von ihm Führerschein und Reisepass. Nach einigem Palaver muß der TL mit zum Airport Gebäude. Nach gut einer halben Stunde kommt er allein zurück. Er hatte die Auswahl, 100 US-Dollar Strafe zu zahlen oder zwei Tage ins Gefängnis zu gehen. Er bezahlte die 100 Dollar.

Zwei Stunden später kommt Besuch vom deutschen Koordinierungsbüro. Wir erzählen den Vorgang mit der Strafe. Sofort kümmert man sich darum. Es vergehen weitere zwei Stunden. Der Polizist wird in der ganzen Stadt gesucht. Der Polizeichef ist außer sich. Nachdem dann der Polizist gefunden ist, bekommt unser TL seine 100 Dollar zurück und der Polizist hat nun schlechte Karten beim Polizeichef. Normalerweise zahlt man einen Dollar oder 2500 Zaire-Dollar Strafe!

Gegen 16:00 Uhr schwebt dann endlich das Flugzeug ein. Nun geht es fix. Per Funk wird im THW-Camp gemeldet, dass der Flieger da ist und der Rest des Teams zum Airport kommen soll. Die Maschine wird entladen, dann mit unserem Gepäck beladen und schon gegen 17:00 Uhr ist der Start. Mit Zwischenlandung in Nairobi, wo wir eine halbe Stunde Gelegenheit haben, im Flughafengebäude einzukaufen. Eine weitere Zwischenlandung dann nochmal in Assuan / Ägypten zum Auftanken und dann nonstop nach Stuttgart, wo wir am Morgen dann landen.

Auf dem Stuttgarter Flughafen werden wir vom Projektleiter aus der THW-Leitung empfangen. In mehreren Kleinbussen geht es dann zur Katastrophenschutzschule nach Neuhausen.

Frühstück, kurze Aussprache mit dem Einsatzreferat der THW-Leitung. Transfer zum Hauptbahnhof Stuttgart, wo wir noch in allerletzter Sekunde den Zug nach Bremen erreichen. Ich komme gegen 16:00 Uhr auf dem Bremer Hauptbahnhof an. Am Bahnsteig empfangen mich der Bremer Landesbeauftragte, Günther Hildebrandt, und meine Familie.

Der Einsatz GOMA ist beendet.