Feb

2013

Vor 60 Jahren: Der erste THW-Auslandseinsatz

Die Flutkatastrophe von 1953 gilt als die schwerste Nordsee-Sturmflut des 20. Jahrhunderts.  Sie ereignete sich am Wochenende in der Nacht vom 31. Januar auf den 1. Februar 1953 und betraf große Teile der niederländischen und englischen Küste sowie in geringerem Ausmaß Belgien.

Durch das gleichzeitige Auftreten einer ausgeprägten Springflut und eines schweren Sturms aus Nordwest stieg die Nordsee. Bei Hoek van Holland wurde ein Stand von 3,85 Metern über NAP gemessen, wobei dort der normale Tidenhub bei 80 Zentimetern lag; bei Brouwershaven stieg das Wasser auf 4,25 Meter, in Vlissingen auf 4,55 Meter und in Kruiningen auf 5,25 Meter.

Den ganzen Sonntag brauchen die Behörden, um die Lage zu sondieren, am Montagmorgen ruft die Regierung den Notstand aus und schickt Militär in die betroffenen Gebiete.

Trotz groß angelegter Rettungsaktionen kostete die Flut viele Menschenleben. Nach offiziellen Angaben starben in den Niederlanden 1.835 Personen, der größte Teil davon in der Provinz Zeeland; in Großbritannien fanden 307 Menschen den Tod, in Belgien 28 und auf See 224 beim Untergang einer Fähre und mehrerer Fischerboote. Der Sturm wütete auch über der deutschen und dänischen Nordseeküste, wo er als mittlere Sturmflut ohne Verlust von Menschenleben auftrat.

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Die Sturmflutkatastrophe in Holland führt zum ersten überörtlichen und zugleich ersten Auslandseinsatz des jungen THW.

Am 07. Februar 1953 werden THW-Helfer aus den Landesverbänden Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen in das Nachbarland entsandt, wo sie sich mit anderen ausländischen Einheiten an Schutz- und Bergungsarbeiten beteiligen.

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Erstmalig halfen Deutsche nach dem Zweiten Weltkrieg über die Grenze hinweg. Der Einsatz der Mannschaft des THW verläuft erfolgreich, vor allem die eingesetzten THW-Taucher sind für die Bergungsarbeiten unersetzlich. Auf Grund der guten Resonanz  wird der Einsatz für weitere Bergungs- und Aufräumungsarbeiten bis zum 20. März verlängert.

Der Einsatz des THW hat ein weiteres, unerwartetes Echo. Die Anzahl der Helfer steigt sprunghaft bis zum Jahresende 1953 auf 27.000 Mann an (Helferstand im Juni 1952: 3000 Mann).

Otto Lummitzsch sieht sich in der Richtigkeit seiner Idee von einem Technischen Hilfswerk bestätigt. Auslandseinsätze bleiben bis heute ein wichtiges Standbein.

Den historischen Einsatzbericht zum Hollandeinsatz finden Sie hier: Einsatzbericht Holland

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Der letzte beschädigte Deich konnte erst zehn Monate später, im November 1953 bei Ouwerkerk auf Schouwen-Duiveland geschlossen werden.

Die Katastrophe wurde in den Niederlanden zum Auslöser eines beispiellosen Hochwasserschutzprogramms, des Delta-Plans. Die Küsten wurde durch die Anlage von Hunderten Kilometern neuer Deiche befestigt und die breiten und tiefen Mündungen von Maas und Schelde mittels Schleusen und Wehren von der See abgeriegelt.

Der Bau dieser gewaltigen Schutzbauten schuf eine komplett neue Infrastruktur und verband zugleich die bis dahin wirtschaftlich unterentwickelten südlichen Provinzen mit dem industriellen Norden des Landes.

Heute ist der 01. Februar in den Niederlanden der offizielle Gedenktag an die „Watersnoodramp, die „Hochwasserkathastrophe“.

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Quellen:

Bildarchiv THWhS, Wikipedia