Jan

2016

Landesverband Niedersachsen

Gründung: Frühjahr 1952

Erster Landesbeauftragter: Marineoberbaudirektor Dipl.Ing. Otto Fenselau

1952:

Als im Frühjahr 1952 Direktor Lummitzsch das Startzeichen für die Bildung des LV IV gab, waren im Konferenzzimmer des Hotels Luisenhof, Hannover, noch 4 Herren dabei: Fenselau, der neue LB, Degenhardt, einer der ältesten Mitstreiter des Gründers der Technischen Nothilfe (TN), Opitz und Piepenbrink. Diese beiden sollten dem Landesbeauf­ tragten helfen, den neuen Landesverband Niedersachsen zum Entstehen zu bringen.

Nach 4-wöchiger Arbeit sind in 13 Städten Kristallisationspunkte für die Bildung von Ortsverbänden geschaffen, und als in der ersten Juni-Hälfte 1952 ein Stockwerk in einem neuen Bürohaus im Zentrum Hannovers bezogen werden kann, dem Zeitpunkt also, von dem ab der eigentliche Dienstbetrieb erst läuft, sind bereits über 170 Helfer verpflichtet.

Ein gutes halbes Jahr später, am Jahresschluss, haben sie sich auf 1700 Helfer verzehnfacht.

1953:

Mit ähnlich unzulänglichen Mitteln, wie der LV startete, mussten zunächst auch die Ortsverbände beginnen. Aber wie es beim LV nicht an der Vollkommenheit der Ausstattung hing, dass etwas geschaffen wurde, so entwickelte sich auch in den OV gerade der ersten Gründungszeit ein erstaunlich kräftiges Leben, und es gelang bald, nicht nur zahlenmäßig, sondern auch im Leistungsstand ein gutes Niveau zu erreichen. Und das wiederum – glückhafter Kreislauf – schuf neuen Anreiz für weiteren Zuwachs: es sprach sich herum, dass beim THW etwas geleistet wurde und dass man dort etwas dazu­ lernen konnte.

Alte TN-Männer, der Sache noch zugetan wie eh und je, Ar­beitsdienstführer und vor allem Pioniere ließen sich als Ortbeauftragte und Aus­bildungsleiter etwas einfallen und entwickelten sich oft geradezu zu Zauberkünstlern.

Dann treffen, zu Beginn des Jahres 1953, die ersten Gerätesätze ein, und im Laufe dieses Jahres wird in den Ortsverbänden die Periode des lmprovisierens durch die des systematischen Vorgehens abgelöst. Die Gruppen durchlaufen die Sparten der Grundausbildung; im Frühjahr 1953 gehen Ausbilder aus Niedersachsen zum ersten Kabel- und Freileitungslehrgang nach Marienthal – fast zweieinhalb Hundert Helfer aus Niedersachsen haben an den verschiedensten Kursen an der Bundesschule Marienthal teilgenommen – und im Laufe des Jahres wird allenthalben die Spezialausbildung nach und nach in allen Zweigen aufgenommen.

Am Ende 1952, Anfang 1953 gehen die ersten Garnituren von Arbeitsanzügen bei den Ortsverbänden ein. Seither haben die Helfer von ein paar Dutzend Ortsverbänden bei öffentlichen Veranstaltungen dafür gesorgt, daß die Erscheinung des THW-Helfers in der Öffentlichkeit bekannt wurde, und daß es zu einer Selbstverständlichkeit wird, ihn neben dem Feuerwehrmann und dem DRK-Helfer zu sehen.

Arbeitsbekleidung neu

Die neue Arbeitsbekleidung 1953

So ist der weiße Pilotanzug doch mehr als nur eine Arbeitskleidung, er ist auch ein repräsentatives Gewand. Die THW-Helfer bauten Tribünen und Zelte, verlegten Fern­sprech- und Scheinwerferkabel, halfen der Polizei beim Absperren, stellten sich der Öffentlichkeit bei Einsatzübungen; bauten Brücken, beseitigten Verkehrshindernisse , brachen baufällige Häuser ab und sie führten Bergungen durch. Bedeutungsvoller, auch in der werbenden Wirkung, als diese Arten des Auf­ tretens in der Öffentlichkeit waren die echten Einsätze; denn hier war das THW notwendig = Not wendend!

Ein knappes Jahr nach Gründung des THW-Landesverbandes Niedersachsen kam es im Februar 1953 unter Beteiligung einer Einsatzgruppe aus Niedersachsen zum ersten Großeinsatz des Technischen Hilfswerks. Eine gewaltige Sturmflut hatte weite Teile Hollands überschwemmt, Deiche gebrochen, Häuser eingerissen, Menschen und Vieh getötet. Vom 7.Februar bis 20. März 1953 leisteten 50 THW-Helfer an die 45.000 Arbeitstunden und bewältigten folgende Aufgaben: Bergen von Vieh, Fahrzeugen, Maschinen, Geräten und Material – teilweise auch durch Tauchergruppen -, Reparaturen an Gebäuden und Maschinen sowie Leerpumpen von vollgelaufenen Kellern . Wenn auch das THW nur über einige wenige „Tempo“-Fahrzeuge und VW’s sowie über eine unzureichende Ausstattung (keine Winterbekleidung) verfügte, trug dieser erste große Einsatz, zudem im ehemals besetzten Holland, dazu bei, Schranken der Feindschaft bei der Bevölkerung abzubauen und dem jungen THW internationale Anerkennung zu bringen.

Am Ende eines weiteren Jahres hat sich die Zahl mit fast 3.700 Helfern mehr als verdoppelt.

1954:

Mochten es kleinere Anlässe sein, wie die Beseitigung von Orkanschäden, Ber­gungsarbeiten, eine Bombenräumung, Hilfe bei Waldbränden oder vor allem die Großeinsätze niedersächsischer Verbän­de bei den Überschwemmungskatastrophen in Holland, Bayern, an der Elbe und der Großeinsatz in den Vorweihnachtstagen 1954 im großen Nordsee-Küstenbogen, angefangen von der Emsmündung, entlang des ostfriesischen Buckels, im Jadebusen und an der Elbmündung. Bei allen Hochwasser-Einsätzen (außer in Holland) war auch der mot. BZ. Niedersachsen mit im Einsatz, die Notstromaggregate speisten bei der nächtlichen Arbeit die Scheinwerfer auf den Deichen, und die Wasserfahrzeuge lagen in ständiger Bereitschaft, um – sollte der Deich brechen – der in Not geratenen Bevölkerung, und nicht zuletzt auch den THW-Helfern, sofort Hilfe zu bringen.

4.1.2-Ham1954-4

Niedersächsische Helfer beim Hochwasser Hamburg 1954

So deuten die gehäuften Einsätze der niedersächsi­schen Ortsverbände darauf hin, daß zu den Einsatzbehörden ein guter Kontakt besteht. Das zu erreichen, gelang nur in mühevoller Kleinarbeit. Es war ein schrittweises Vortasten, insbesondere bei den Landes- und Mittelbehörden, den Stadt- und Landgemeinden. Denn hier kommt es darauf an, ein Misstrauen zu beseitigen, das auf einen politischen Meinungsinfekt zu­ rückgeht. Was hier an aufklärender Beeinflussung der öffentlichen, genauer der offiziellen Meinung zu leisten ist, ist noch lange nicht abgeschlossen. Die Kontaktpflege wird in dem Maße leichter, als die Leiter der Behörden reine Fachaufgaben zu erfüllen haben: So bestehen gute Beziehungen zu den Fors­tbehörden, zur Bundesbahn, zu den Wasser- und Schiffahrtsämtern , zu den Deichschutzorganisationen, und unsere Verbände sind in die Katastrophenpläne dieser Stellen eingebaut, da die gehäuften Katastrophen des letzten Jahres doch einen großen Teil der verantwortlichen Stellen von der Notwendigkeit und dem Nutzen des THW überzeugt haben.

Zu den übrigen Katastrophenhilfsorgani­sationen stehen die OV im Verhältnis des kameradschaftlichen Hand-in-Hand-Arbeitens, es wird durch gemeinsame Übungen und vor allem durch gemeinsamen Einsatz vertieft.

Im Juli des gleichen Jahres hatten Angehörige des Landesverbandes Niedersachsen ihren Kameraden in Bayern geholfen, die Folgen der großen Überschwemmungen zu beseitigen. 

672

Helfer aus Niedersachsen beim Hochwasser in Bayern

Der Einsatz in Bayern war der erste größere Einsatz, der auch die Öffentlichkeit und die Medien auf das THW verstärkt aufmerksam machte. In vielen Lichtspieltheatern lief der THW-Film „Die große Flut“ und brachte so bundesweit einen sprunghaften Anstieg der Helferzahlen mit sich.

Den historischen Film  „Die große Flut“ haben wir auf unserem YouTube-Kanal für Sie hochgeladen.

Mit dem nassen Element hatten es niedersächsische Helfer auch zum Jahresende 1954 wieder zu tun. 300 Helfer wurden an der ostfriesischen Küste zur Deichsicherung eingesetzt.

1955-56:

Das Jahr 1956 brachte eine Fülle von Alarmierungen: Im Frühjahr Kampf gegen die Verheerungen von Treibeis und stürmischer Schneeschmelze; im Sommer Einsätze beim Bruch der Harz-Bremen-Wasserleitung und beim Orkan im Binnenland.

Sandsackwall 1956 Bildvorderseite

Sandsackwall Hochwasser Aller – Leine – Weser 1956

Bei den Überschwemmungen von Leine, Aller und Weser halfen 1.000 Helfer aus den Ortsverbänden Braunschweig, Celle, Hannover, Hildesheim, Holzenden, Osnabrück, Salzgitter und Wunsdorf  in zehntägigem Einsatz vornehmlich Uferbefestigungsarbeiten durchführten und Vieh zu bergen. Das Haupteinsatzgebiet lag bei Schwarmstedt, hier wurde eine Wasserdurchbruchstelle der Leine von etwa 1500 Meter Länge in raschem Einsatz von 250 THW-Helfern in 25-stündiger, ununterbrochener gemeinsamer Arbeit mit der Landbevölkerung durch 14.000 Sandsäcke vorläufig abgedämmt.

Bei den Überschwemmungen von Leine, Aller und Weser halfen 1.000 Helfer aus den Ortsverbänden Braunschweig, Celle, Hannover, Hildesheim, Holzenden, Osnabrück, Salzgitter und Wunsdorf  in zehntägigem Einsatz vornehmlich Uferbefestigungsarbeiten durchführten und Vieh zu bergen. Das Haupteinsatzgebiet lag bei Schwarmstedt, hier wurde eine Wasserdurchbruchstelle der Leine von etwa 1500 Meter Länge in raschem Einsatz von 250 THW-Helfern in 25-stündiger, ununterbrochener gemeinsamer Arbeit mit der Landbevölkerung durch 14.000 Sandsäcke vorläufig abgedämmt.

Zwei Jahre später, 1958, mußten THW-Einheiten in fast die gleichen Überschwemmungsgebiete geschickt werden.

1959:

Das Trockenjahr 1959 brachte örtliche Einsätze bei Wald- und Heidebränden.

1960-61:

1960 und 1961 sind es wiederum Hochwassergefahren, die hunderte Helfer in die Einzugsbereiche von Weser und Ems führen. Wie schon 1958 waren  vornehmlich Uferbefestigungsarbeiten durchführten und Vieh zu bergen.

1962: 

1962 kam es für die Helfer aus Niedersachsen zur großen Bewährungsprobe. Eine verheerende Sturmflut suchte in der Nacht vom 16. zum 17. Februar die Freie und Hansestadt Hamburg heim. Sie forderte die erschreckend hohe Zahl von über 300 Toten. Im Gebiet der Hansestadt standen in dieser Nacht 1.100 THW-Helfer im härtesten Einsatz.

4.1.2-Ham1962-9

Hochwasser Hamburg 1962

Knapp 1.800 Helfer aus 53 niedersächsischen Ortsverbänden kämpften an der Nordseeküste bei Windstärke 10 und 12 und orkanartigen Schneestürmen um die Deiche, schleppten Sandsäcke, bauten Faschinen und Hurden, schafften aus weit entfernten Forsten Holz heran und arbeiteten pausenlos, um der Sturmflut Trotz zu bieten. Ihr Einsatz dauerte vom 13. bis 27. Februar 1962.

4.1.2-Ham1962-8

Hochwasser 1962

1963:

Zu einem Einsatz ganz anderer Art – gleichwohl mit weltweitem Echo – wurde das THW in Niedersachsen am 25. Oktober 1963 gerufen, dem Grubenunglück in Lengede. In einer dramatischen Rettungsaktion, die sich über einen längeren Zeitraum er­streckte, gelang es, eine Reihe von Bergleuten dem Tod in der Tiefe zu entreißen. Das THW hatte die Aufgabe einer Hilfsmannschaft übernommen und so eine Fülle sehr vielseitiger Probleme zu lösen.

In der Hauptsache ging es darum, Stromleitungen zu verlegen, Waschanlagen herzustellen und Toiletten zu errichten, Knüppeldämme und Arbeitsbühnen zu bauen und Zelte aufzustellen. Nachdem die ersten Rettungsarbeiten abgeschlossen waren, ging die Arbeit mit der Bohrsonde weiter. Hierbei stellte das THW Werkzeug zur Verfügung, setzte Notstromaggregate in Gang und verlegte Kabel für Fernsprecheinrichtungen.

Lengede Grubenunglück

Lengende Grubenunglück 1963

Von der Beleuchtung der Schadensstelle bis zur Montage einer Kühlwasserleitung für die große Pumpanlage machte das THW alle Arbeiten, die auf die Helfer zukamen. 100 THW-Helfer arbeiteten wie die anderen an der Rettungsaktion Beteiligten bis zur Erschöpfung, um den eingeschlossenen Bergleuten zu helfen. Über 7.000 Einsatzstunden waren das nüchterne Zahlenergebnis.

Zum Grubenunglück in Lengede finden Sie einen ausführlichen Bericht zum 50. Jahrestag.

1964-69: 

In den Folgejahren sind es hauptsächlich Eisenbahnunglücke, insgesamt acht, und das Explosionsunglück am 22.6.1969 auf dem Bahnhof Hannover-Linden sowie diverse Moorbrände, die zur Alarmierung zumeist örtlicher Einheiten des Technischen Hilfswerks führen. Bei den Abstürzen einiger Sportflugzeuge und eines Hubschraubers suchten die THW­ Helfer die vermissten Besatzungen, bargen die Verunglückten und räumten die Flugzeugtrümmer.

Das Jahr bringt auch einen langen Auslandseinsatz – beginnend am 1. Dezember 1969 und endend am 13.Februar 1970. Unter Beteiligung von 37 niedersächsischen Helfern aus 16 Ortsverbänden, gestaltete sich der Tunesieneinsatz.

Nach außergewöhnlich starken Regenfällen im Herbst 1969 waren Häuser, Brücken, Straßen und Eisenbahnlinien weggerissen worden . Eine internationale Hilfsaktion lief an, an der maßgeblich die Bundesrepublik – mit Einsatz des THW – beteiligt war. Insgesamt wurden vom THW 6 Baileybrücken gebaut, bei denen auch einheimische Hilfskräfte mit zupackten.

Einsatzleiter war der damalige Landesbeauftragte für Niedersachsen und spätere LB für Baden­ Württemberg, Dipl.-Ing. Rolf Schneider.

1970:

Das Jahr 1970 bringt, neben dem bereits laufenden Auslandseinsatz in Tunesien, drei weitere Auslandseinsätze:

Zur Trinkwasseraufbereitung wurden im gleichen und im nächsten Jahr Helfer aus Niedersachsen in die Türkei, nach Rumänien, nach Peru, nach Pakistan und noch einmal in die Türkei entsandt.

1972:

Ein Orkan über Norddeutschland im November 1972, der fast 100.000 Hektar Wald zu Boden wirft, zieht mit 1.315 Helfern in fast 16.000 stündiger Arbeit wie­ der einen Großeinsatz des Landesverbandes Niedersachsen nach sich.

1973-78:

Einige Jahre lang sind dann keine Großkatastrophen zu verzeichnen.

Neue Aufgaben, die u.a. aus der wach­ senden Umweltverschmutzung resultie­ ren, wie Ölschadenbekämpfung und Trinkwasseraufbereitung, müssen in Zusammenarbeit mit den Landkreisen und Städten übernommen werden. So hatten die Ortsverbände Cloppenburg, Einbeck und Stelle-Winsen häufige Einsätze im Rahmen der Ölschadenbekämpfung; die Ortsverbände Melle, Osnabrück und Quakenbrück beteiligten sich an der Beseitigung giftigen Arsenschlamms. Dem THW in Braunschweig, Göttingen,Nienburg, Osnabrück, Sarstedt und Uelzen wurden landeseigene Trinkwasseraufbereitungsanlagen übergeben. Sie stellten u.a. im Harz in einer Trockenperiode die Versorgung der Bevölkerung mit Wasser aus sonst unbrauchbaren Wasservorräten sicher und versorgten ganze Dörfer nach Absinken des Grundwasserspiegels beim Bau des Nord-Süd-Kanals.

 1974:

46 THW-Helfer aus Niedersachsen beteiligten sich am Hilfseinsatz in der Hungerprovinz Wollo in Äthiopien, der vom September 1974 bis zum Mai 1975 dauer­ te. Die hauptsächlichen Aufgaben waren Errichtung von Stationen zur Betreuung der Bevölkerung, Straßenbau, Bauten zur Regulierung der Wasserversorgung und Transport von Hilfsgütern.

1975:

Im Gebiet der Kaligrube Ronneburg senkte sich die Erde, gefährdete zahlreiche Wohnhäuser und Betriebe und führte zu um­ fangreichen Evakuierungsmaßnahmen. In der Bilanz dieses Einsatzes stehen 8 Ortsverbände und 150 Helfer zu Buche, die eine Woche lang, vom 25. Juli bis 1. August, in der Hauptsache Abstützungs-­ und Aussteifungsarbeiten durchzuführen hatten sowie Transport- und Evakuierungsfahrten vornahmen.

Ein sogenannter „Jahrhundertbrand “ in den heißen Augusttagen des Jahres 1975 stellte den THW-Landesverband Niedersachsen vor seine wohl größte Bewährungsprobe seit seinem Bestehen. Insgesamt 15.000 Helfer von Bundeswehr, Bundesgrenzschutz, Einheiten des Katastrophenschutzes , Bereitschaftspolizei und englische Soldaten versuchten in knapp zweiwöchigem Einsatz des Großfeuers, das insgesamt über 8.000 Hektar Wald im östlichen Niedersachsen ver­nichtete, Herr zu werden.

Waldbrand Niedersachsen-6

Helmut Keller, THW-Einsatzleiter für den Einsatzabschnitt Celle – Eschene, hat in unserer Rubrik „Beiträge zur Geschichte“ seinen persönlichen Rückblick zum Geschehen festgehalten.

4.000 THW-Helfer aus 63 Ortsverbänden schlugen Schneisen, leuchteten Schadensstellen aus, errichteten Stege und Behelfsbrücken, verlegten Rohre und Schläuche zur Wasserförderung und halfen ihren Feuerwehrkameraden, von denen fünf den Tod fanden, bei der Brandbekämpfung. Dieser Großbrand, der den „Spiegel“ zu einer Titelgeschichte anregte, bei der mit Kritik an den für den Katastropheneinsatz zuständigen zivilen Stellen nicht gespart wurde, brachte für den LV Niedersachsen und seinen damaligen Landesbeauftragten Hans Sahlender wichtige Erkenntnisse über den zusammengefaßten Einsatz von THW-Einheiten bei Großkatastrophen.

1976:

Im Januar 1976 schlägt der „Blanke Hans“ nach 14 Jahren erneut zu. Eine Sturmflut mit besonders verheerenden Folgen im Land Kehdingen und im Landkreis Stade führte aus Niedersachsen in der Zeit vom 3. Januar bis 25. Januar 1.775 Helfer aus 49 Ortsverbänden mit 232 Fahrzeugen an die Hochwasserfront.

4.1.2-Ham1976-4

Hochwasser 1976

Nach Abschluß der Deichverteidi­gung unter Einsatz von vielen Ladungen Sandsäcken, Pfählen, Kunststoffmatten und nach Beendigung der Bergungs- und Rettungsmaßnahmen mußte das THW erneut auf Anforderung des Landkreises Stade ab 12. Januar zur Beseitigung der umfangreichen Folgeschäden eingesetzt werden, wobei sowohl Bergungs- als auch Instandsetzungsarbeiten durchgeführt wurden.

4.1.2-Ham1976-8

Hochwasser 1976

Im gleichen Jahr ist es ein sogenanntes „Jahrhundertbauwerk“, der kurz zuvor feierlich freigegebene Elbe-Seiten-Ka­nal, der nach einem Bruch der Böschung mit anschließenden Überflutungen im Landkreis Lüneburg im August zur Alarmierung des THW in Niedersachsen mit rund 300 Helfern führt. Mitarbeiter des Landesverbandes bewähren sich in der Einsatzleitung und koordinieren die sich anschließenden Reparaturarbeiten.

1978-79:

Im Winter 1978-79 war das THW bundesweit an der ,,Schneefront” eingesetzt.  Im Unterschied zum Wintereinbruch um die Jahreswende wurden beim zweiten Mal alle Landkreise in Nordniedersachsen so schwer betroffen, daß fast eine Woche lang viele Verbindungen unterbrochen und zehntausende Menschen in Mitleidenschaft gezogen wurden.

Schneekatastrophe 1978 1979 3

Von Beginn des Schneenotstandes am 14. Februar bis zur ersten Entspannung der Lage am 19. Februar befanden sich mehr als 1.400 Helfer aus 38 niedersächsischen Ortsverbänden, der LB­ Einsatzstab und die betroffenen Geschäftsführerdienststellen zusammen über 30.000 Stunden bei Schneeräumaktionen sowie Versorgungs- und Evakuierungsfahrten im Einsatz. Innenminister Dr. Möcklinghoff sprach den Helfern schriftlich seinen Dank aus.

Schneekatastrophe 1978-79 (3)

Richard van Hazebrouck erinnert sich an den Einsatz:

Ich war damals neuer GF im GFB Mannheim, kam von der Bundeswehr und wurde dann als ehemaliger Panzerpionier zur BW abkommandiert. Ich habe mit einem Kompanietrupp-Panzer M 113 der PzPi 130 mit einem FUG 7b den Einsatz der Pionierpanzer koordiniert. Insbesondere haben wir die Autobahn nach HH geräumt, Autos ausgegraben und Insassen mit Transportpanzern in die nächsten Siedlungen gebracht. Das Hauptproblem im Bereich der Einsatzführung war, dass der Stab HVB mit der Bundeswehr nicht kommunizieren konnte, da die Militärs ganz andere Funkgeräte im KW-Bereich hatten. Deswegen hat man eine ganze Reihe THW’ler einfach mit einem tragbaren KatS-Funkgerät in die Panzer der Bw gesetzt! Brilliante Idee! Der ehemaligen Referatsleiter Klingenberg, bekam damals nach dem Schnee den Auftrag vom BMI die Bergungsräumgeräte für das THW mit der damals einzigartigen „Seitenkippschaufel“ entwickeln zu lassen.

1980:

Vom norddeutschen Winter führt die Einsatzstatistik des Jahres 1980 in tropische Breiten. Im August/September und im November/Dezember flogen nieder­ sächsische Helfer zusammen mit THW­ Kameraden aus anderen Landesverbänden nach Somalia, um am Fluß „Guiba“ in Flüchtlingscamps nahe der äthiopi­schen Grenze speziell für diesen Zweck konstruierte Trinkwasseraufbereitungsanlage zu installieren.

THW Somalia0001.jpg

THW-Helfer im Auslandseinsatz in Somalia

 

 

Ihr Einsatz, bei dem viele Flüchtlinge und Einheimische zum ersten Mal in ihrem Leben Trinkwasser aus einem Wasserhahn entnehmen konnten, verhinderte u.a. eine dro­hende Epidemie.

1981:

Zur Alarmierung von 25 THW-Ortsver­ bänden mit über 700 Helfern führte das März-Hochwasser des Jahres 1981, von dem besonders die Stadt Northeim, aber auch viele andere Städte und Landkreise betroffen wurden. In Wardenburg rissen nach einem Bruch des Huntedeiches die Fluten rund 5.000 Kubikmeter Sand und Mutterboden fort. Überall wurde fieberhaft gearbeitet, um Sandsackbarrieren zu errichten, Brücken zu sichern, Menschen und Sachen aus Wassergefahren zu ber­gen und Pumpen zu installieren. Aufgaben, wie sie von den Helfern im südlichen Niedersachsen auch nach dem zweiten Hochwasser im Juni 1981 – u.a. wiederum in der überfluteten Stadt Northeim – zu verrichten waren.

Mit den Hochwassereinsätzen des Jahres 1981 schließt die positive Einsatzbilanz des THW-Landesverbandes vorläufig ab. Aus den jungen Helfern der fünfziger und sechziger Jahre sind in der Zwischenzeit „Männer in den besten Jahren“ geworden. Viele ältere Kameraden hat der Tod hinweggenommen. Neue Helfergenerationen sind nachgerückt und stehen heute genauso ihren Mann wie ihre Vorgänger, denn der Gedanke der humanitären Hilfe am Nächsten ist, wenn auch vielleicht etwas nüchterner betrachtet als in den Gründerjahren, so jung wie eh und je.