25
Dez
2015
Hanomag, A-L 28, MKW
Hanomag, A-L 28, 2,5t, Typ II, A2 / Rheinstahl-Hanomag AG
Dieses Fahrzeug wurde vom Förderverein THWhS e.V. erworben und befindet sich zur Zeit zur Restaurierung in der Halle der Geschäftsstelle Neustadt a.d.W.
Technische Daten:
Länge: 6,14 m
Breite: 2,12 m
Höhe: 3,0 m
Antrieb: 4-Zylinder Reihen 4-Takt Dieselmotor mit Roots-Schraubenradgebläse-Aufladung mit 51kW (70 PS) Leistung, Allrad 4×4
Leergewicht: 2950 kg
Gesamtgewicht 5700 kg
Höchstgeschwindigkeit: 74 km/h
Kraftstoffverbrauch: 16 Liter auf 100km / Straße bis 30 Liter auf 100 km Gelände
Sitzplätze: 11, 2 im Fahrerhaus, 9 im Aufbau
Aufbau: MKW-Kofferaufbau der Fahrzeugwerke Kannenberg (FAKA)
Baujahr: 1967
Erstzulassung: 17.10.1968
Kilometerstand: 35.000 km
Allgemeine Fahrzeuggeschichte:
1958 übernahm Rheinstahl die Firma Hanomag, die neue Firma Rheinstahl-Hanomag baute auf Grundlage des über die Hinterachse angetriebenen Hanomag L 28 einen technisch eigenständigen Ableger. Der allradgetriebene Typ A-L 28 entstand unter Verwendung von Teilen des L 28 mit den 65- und 70-PS-Hanomag-Dieselmotoren, der Führerkabine und des Frontblechs (Grill). Das, gemessen am normalen L 28, hochbeinig zugleich aber kompakt wirkende Fahrzeug wurde mit Pritschenaufbauten, vor allem aber mit offenen und geschlossenen Kofferaufbauten als Funk-, Befehls-, Geräte- oder Mannschaftswagen gebaut. Er wurde in großen Stückzahlen vor allem von Bundesgrenzschutz, der Bereitschaftspolizei und Hilfsdiensten, wie dem THW, gekauft. Nur wenige gingen an zivile Käufer. Der Typ blieb bis 1971 im Programm, elf Jahre länger als der hinterradgetriebene L 28.
Der Typ A-L 28 wurde in den Versionen mit 1½ t und 2½ t Nutzlast, als Zivilversion A-L 28 Z sowie als Allrad-Gruppenkraftwagen gebaut. Zwischen 1953 und 1971 wurden etwa 6.000 Exemplare gebaut, der Produktionshöhepunkt wurde 1963 mit 1.657 Fahrzeugen erreicht.
Der A-L 28 erhielt den 2,8-Liter-Dieselmotor des 3-t-L-28-Modells mit einer Leistung von 70 PS (51 kW) bei 2800/min. Die Fahrzeuge hatten ein ZF-Viergang-Getriebe (AKS-25) mit Vorgelege und gleichzeitiger Zuschaltung des Vorderradantriebs (1:1,18 / 1:2,138), der zweite und dritte Gang waren synchronisiert. Bei einem Leergewicht von 2950 kg betrug die Höchstgeschwindigkeit 72 km/h, das Steigvermögen 69 %. Zuletzt waren die Fahrzeuge mit einer hydraulisch betätigten Zweikreisbremse mit Druckluftunterstützung ausgestattet. Der eine Bremskreis wirkte auf die Vorderachse, der andere hinten. Das Fahrzeug wurde entweder vorn und hinten einfachbereift (Ausführungen A und A 1) oder hinten mit Zwillingsbereifung (A 2) versehen.
Das Fahrzeug wurde 1956 für den Einsatz im Zivilschutz (LSHD) als MKW mit Kofferaufbau, in dem die Mannschaft und das Gerät zusammen untergebracht sind, entwickelt.
Der Kofferaufbau ist leicht abzunehmen, um ausgetauscht werden zu können. So konnten kostengünstige Standardfahrgestelle mit Fahrerhaus beschafft werden, auf die die Kofferaufbauten aufgesetzt und gegebenenfalls umgesetzt wurden. Die MKW wurden für die LS-Bergungsbereitschaften des Zivilschutzes beschafft (über 2000 Stück), zuerst auf Fahrgestellen von Borgward, dann, nach deren Konkurs, auf Hanomag A-L 28 Fahrgestellen. Ab 1964 wurde die zweite Hanomag A-L 28 Version (=Typ II) mit größerem und eckigem Fahrerhaus ausgeliefert.
Ab 1972 übernahmen die Hilfsorganisationen, das THW und die Freiwilligen Feuerwehren, die Fahrzeuge mit Geräten des aufgelösten LSHD in den erweiterten KatS und lackierten die Fahrzeuge vom Farbton khakigrau (RAL 7008) in ihre jeweilige Organisationsfarbe. Auch andere Hilfsorganisationen nahmen einige ex MKW-Fahrzeuge in ihren Bestand.
Beladepläne Hanomag MKW:
Individuelle Fahrzeuggeschichte:
Das vom Förderverein THWhS e.V. im Jahr 2015 erworbene Fahrzeug, wurde von einem privaten Anbieter in der Nähe von Reutlingen verkauft. Der Vorbesitzer hatte das Fahrzeug vor langer Zeit (Fahrzeugstillegung ca. 1997) bei der Firma Philipp aus dem Hanfbachtal erworben und in seiner Halle abgestellt. Er war, nach dem THW und dem besagten Zwischenhändler, als dritter Fahrzeugeigentümer im Kfz-Brief eingetragen.
Er besaß bereits ein Wohnmobil auf A-L 28 Basis (Typ I) und plante, wenn dies nicht mehr ganz gebrauchstüchtig ist, einen weiteren Um-/Ausbau. Aus Zeitgründen konnte er dieses Vorhaben nicht mehr realisieren und entschloss sich zum Verkauf an den Förderverein THWhS e.V.
Nachdem man die Grunddaten abgefragt hatte, wurde das Fahrzeug am 20.05.2015 besichtigt. Die Spezialisten prüften gewissenhaft den Zustand und die Vollständigkeit des Fahrzeugs.
Da sich der Gesamtzustand als gut herausstellte beschloss man sich zur vorläufigen Kaufzusage. Dem endgültigen Kauf musste der Vorstand des Fördervereins noch zusagen.
Nach der sorgfältigen Vorbereitung der Kaufverträge durch unsere THWhS e.V. Schatzmeisterin Trude Rähse und Gegenzeichnung durch den Verkäufer wurde mit Vorstandsbeschluss der Kauf abgeschlossen.
Die Fahrzeugabholung wurde von THWhS-Mitglied Dirk Armbrust auf das sorgfältigste geplant und gemeinsam mit Richard Manger und Karlheinz Trieb am 04.06.2015 durchgeführt. Das Palatina-Team (= Pfalz-Team) hatte sich für den Transport ausgerechnet den heißesten Tag des Jahres (40°C im Schatten) ausgesucht, das Team erledigte die Aktion aber doch recht cool.
Um 7.00 Uhr früh traf man sich und fuhr mit dem Tiefladergespann nach Bodelshausen bei Hechingen. Dort angekommen, zog man den Oldtimer MKW von seinem Standplatz aus einer Halle, in dem er seit mind. 10 Jahren unbewegt stand, ins Freie.
Beachtenswert war der immer noch mit Kreide auf der Windschutzscheibe befindliche damalige Verkaufspreis (8.800 DM incl. TÜV und Garantie) und der Hinweis „verkauft“.
Mit einem Tiefladergespann der Fachgruppe Räumen aus dem Ortsverband Neustadt an der Weinstraße wurde der Oldi von Baden-Württemberg nach Rheinland-Pfalz überführt.
In einer freien Halle des LV HERPSL / Geschäftsstelle Neustadt in Lachen-Speyerdorf, konnte für die Fahrzeugrestaurierung Unterschlupf gefunden werden. Eine ehemalige KatS-Zentralwerkstatt bot sich mit dem hervorragendem Platzangebot für die Restaurierung an, sowohl der zuständige Landesbeauftragte wie auch der Geschäftsführer vor Ort sagten ihre Unterstützung zu.
Anfang August verbrachte THWhS-Mitglied Dirk Armbrust einen Teil seines Jahresurlaubs mit den Restaurierungsarbeiten am Hanomag.
Der Kofferinnenraum wurde komplett ausgeräumt, sämtliche aufgefundene Schrauben, Scheiben und Muttern wurden neu sortiert.
Auch alle aufgefundenen Verkleidungen, Halterungen und Bügel wurden auf Vollständigkeit hin überprüft, dabei wurde festgestellt, dass alle Einbauteile komplett vorhanden sind.
Danach wurden die Batteriehalterungen entrostet, rostschutzgrundiert und neu schwarz lackiert, die beiden neuen Starterbatterien wurden eingebaut. Die fehlende Mutter (M 18×1.5) und der Sprengring auf der Welle des Luftkompressors wurden montiert, alle Kontrollpunkte und Ölmeßstäbe im Motorraum neu rot lackiert, die Flüssigkeitsstände im Motorraum überprüft und teils aufgefüllt (z.B. Kühlwasser).
Der Diesel aus dem Tank wurde abgelassen und in einen durchsichtigen Kanister gefüllt, um zu überprüfen, ob sich Wasser darin befindet. Die Haltebolzen des Kofferaufbaus zum Auf-/Abheben des Koffers wurden wieder gangbar gemacht, alle Halterungen und Kotflügelteile unterhalb des Kofferaufbaus abmontiert, damit man den Aufbau anschließend auf Böcke abstellen kann.
Der komplette innere Boden des Kofferaufbaus wurde ab-/angeschliffen und neu grau gestrichen/gerollt, er war im Erhaltungszustand sehr unterschiedlich, er ist jetzt gleich grau. Im Anschluss wurde der Fahrerhausfußboden entrostet.
Am Dienstag, den 18. August 2015, trafen sich die THWhS-Mitglieder Uwe Keller, Dirk Armbrust und Richard Manger in der Halle in Lachen-Speyerdorf.
Das Gestell mit den Holzlatten vom Aufbaudach des MKW wurde entfernt und auf einer Euro-Gitterbox abgelegt, alle Holzlatten wurden mittels Akkuschrauber vom Gestell gelöst. Diese müssen nun abgeschliffen und neu gestrichen werden. Die acht Verbindungsschrauben zwischen Aufbaukoffer und Fahrgestell und die Kabelverbindungen wurden gelöst, um den Kofferaufbau abnehmen zu können.
Am Mittwoch, den 19. August 2015, wurden die Arbeiten von Dirk Armbrust und Richard Manger weitergeführt.
Um die Hallenbereiche auch jederzeit nutzen zu können, entschloss man sich, die weitere Restaurierung in der ehemaligen Waschhalle durchzuführen. Dazu wurde diese leer geräumt, nicht mehr benötigte Gegenstände entsorgt und anschließend die Halle gewissenhaft gereinigt.
Der MKW wurde danach mit einer Schleppstange von der großen Halle unter einen Deckenkran rangiert.
Dort wurde der Kofferaufbau mit dem Kran und einer Traverse sowie vier Hebebändern vom Fahrgestell abgehoben.
Das Fahrgestell wurde darunter herausgezogen, mit dem Gabelstapler wurde der Kofferaufbau herausgefahren und in der freigeräumten Waschhalle abgestellt.
Er steht nun so, dass man noch gut darum herum gehen und auch noch daran arbeiten kann.
Die ausgebauten Einrichtungsteile des Kofferaufbaus, die auf Paletten gelagert waren, wurden rechts und links an die Wände der Halle gestellt.
Danach wurde das Fahrgestell auf den Waschplatz des OV-Neustadt geschleppt und mit einem Hochdruckdampfstrahler und Dreckfräserspitze ca. 1,5 Std. lang gewaschen, dabei ging viel Staub und Schmutz der Jahrzehnte, aber auch schon loser Lack ab.
Das Hanomag A-L 28-Fahrgestell steht nun zur weiteren Bearbeitung in der Halle.
Aus logistischen Gründen wurde der Hanomag am 04.08.2017 nach Neustadt überführt.
Dort wurde am 05.08.2017 die Hinterachse zerlegt, abgeschmirgelt, und gesäubert.
Die Bremsen und Federpakete wurden auseinandergebaut, entrostet und lackiert, das Fahrgestell weiter auseinandergebaut.
Die Schalldämpferanlage wurde demontiert, repariert und lackiert, die Reifen wurden abgeschraubt und die Reifendecken demontiert.
Es wurden Überlegungen über die weitere Bearbeitung, die Reinigung des Fahrzeuges und welche Teile erneuert werden müssen, angestellt. Als nächstes müssen Kostenvoranschläge für die Reifen, Farbe/Lacke etc. eingeholt werden.